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Working Capital Management

Wenn die Wirtschaftszahlen in Richtung Abschwung zeigen; wenn Kunden später oder überhaupt nicht zahlen, gewinnt die Frage nach der Liquidität neuen Schwung.

So sichern Profis die Liquidität

Finanzprofis kennen eine Reihe von Mitteln, die Liquidität zu sichern:

  • Kredite aufnehmen.
  • Das Forderungs- und Mahnwesen konsequent führen.
  • Vorräte und Lager intelligent managen.

Jede der Varianten stärkt die Liquidität, doch nur die Dritte kommt ohne Einfluss von außen aus, spricht: Sie ist unabhängig von der Zustimmung und vom Handeln Dritter.

Wie berechnet sich das Working Capital?

Das Working Capital errechnet sich aus der Differenz der kurzfristigen Vermögenswerte und der kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die Kennzahl gibt Auskunft über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.

Working Capital =

Liquide Mittel
+ Forderungen
+ Vorräte
− (kurzfristige) Verbindlichkeiten
+ geleistete Anzahlungen
− erhaltene Anzahlungen

= Netto-Umlauf­vermögen

Ein positiver Wert zeigt an, dass das Unternehmen kurzfristige Verbindlichkeiten aus eigenen, liquiden Mitteln finanzieren kann.
Von einer Finanzierung zu Extra-Kosten­ ist es demnach unabhängig. Es kann seinen Betrieb störungsfrei fortführen, Verbindlichkeiten abbauen oder Investitionen tätigen.

Lagerverwaltung im Licht des Working Capital Management

Bei der Diskussion um das Working Capital Management steht das Forderungsmanagement oft an erster Stelle. Die Lagerverwaltung und das Lieferantenmanagement bleiben häufig im Schatten.

Unternehmen entgehen damit Chancen: Ein kompaktes, straff geführtes Lager bindet weniger liquide Mittel. Einige Experten gehen davon aus, dass das gebundene Kapital durch ein geschicktes Working Capital Management um 10 bis 30 Prozent vermindert werden kann.

Eine Analyse von PwC PricewaterhouseCoopers unterstützt den Eindruck. Die Analysten untersuchten 50 Handels­unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen 2014 und 2018. Die Erlöse stiegen in der Zeit um 19 Prozent. Doch zugleich wuchs der Anteil des gebundenen Kapitals.
Handels­unternehmen stehen unter besonderem Druck, denn Kunden erwarten heute eine große Auswahl bei schneller Lieferung. Zugleich kaufen Kunden auf Rech­nung und senden einen großen Teil der zugestellten Waren wieder zurück.

Auch andere Branchen kennen diese Probleme. Doch Handels­unternehmen sind besonders gefordert, eine Balance zwischen Kundenservice und Wirtschaft­lichkeit zu finden.

Das Working Capital erhöhen

Denkbare Maßnahmen, um das Working Capital zu steigern, sind etwa diese:

  • Beschleunigte Beschaffungswege erlauben geringere Lagerbestände.
  • Eine Umstellung auf schnelldrehende Posten erhöht die liquiden Mittel.
  • Der Abbau langsamdrehender Produkte und Erzeugnisse reduziert das gebundene Kapital.

Wann und in welchem Umfang die Verantwortlichen die Lagerbestände auffüllen, wirkt sich direkt auf das Working Capital aus.

Kennzahlen bewerten

Doch ab wann ist ein Lagerbestand in Ordnung? Pauschale Antworten sind zweifelhaft. Doch zur Orientierung und für eine erste Annäherung eignet sich die Kennzahl „Liquidität des dritten Grades“. Sie berechnet sich so:

Liquidität des 3. Grades =

((liquide Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte)
/ kurzfristige Verbindlichkeiten)
* 100

Ein Wert unter 100 Prozent

Ein Ergebnis geringer als 100 Prozent ist ein schlechtes Zeichen, denn kurzfristige Verbindlichkeiten müssen aus dem Anlagevermögen finanziert werden. Wahrscheinlich gibt es Probleme beim Absatz und/oder der Preisgestaltung.

Werte größer 120 Prozent

Ein Zielwert größer 120 Prozent gilt als wünschenswert.

Werte größer 150 Prozent

Ein Wert jenseits 150 Prozent deutet meist auf ein zu umfangreiches Lager hin.

Bewertung 365 von CKL

Zahlungsverzögerungen oder Zahlungsausfälle sind Begleiterscheinungen der Wirtschaftskrise, die sich nur teilweise aus eigenem Antrieb ausgleichen lassen. Deshalb lohnt der Blick auf ein „optimal wertgeführtes“ Lager in diesen Zeiten ganz besonders.

Wie Sie den Hebel für die Erhöhung der Liquidität effektiv anwenden und die App Bewertung 365 von CKL dabei unterstützt, sehen Sie in einem unserer nächsten Webinar. Zu den Infos und zur Anmeldung.

Quellen

„Creating value through working capital“, PwC-Analyse zum Working Capital Management (WCM) im Einzelhandel, https://www.pwc.de/de/handel-und-konsumguter/creating-value-through-working-capital.html

Working Capital Management: Wie Sie mit Working Capital Management Ihr Kapital effizient einsetzen, https://www.business-wissen.de/hb/wie-sie-mit-working-capital-management-ihr-kapital-effizient-einsetzen/

Working Capital Management, bankenverband, https://bankenverband.de/media/publikationen/fu_Working_Capital_Management.pdf

Working-Capital-Management, Und wie steht es um Ihre Liquidität? WCM-Studie 2017, https://www.pwc.de/de/deals/working-capital-management-studie-2017.pdf

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