Der Betriebsabrechnungsbogen
Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) zählt zu den Klassikern der Kosten- und Leistungsrechnung. Seine Aufgabe liegt darin, herauszufinden, welche Kosten von einer Kostenstelle verursacht werden. Diese Information dient als Grundlage für vielfältige und unternehmenskritische Entscheidungen, wie:
- Ist es günstiger, Leistungen selbst zu erbringen oder zuzukaufen?
- Wie hoch fällt das Betriebsergebnis aus? Stehen die Zeichen auf Wachstum und Investition oder im Gegenteil: auf Kostensenkung?
- Wie hoch müssen die Kosten-Budgets geplant werden?
- Wie hoch müssen die Preise für den Abverkauf der Leistungen mindestens sein, um kostendeckend zu arbeiten?
Die Entscheider benötigen richtige Informationen. Zudem sollte der BAB die Prozesse des Unternehmens in einer sinnvollen Weise abbilden. Doch das ist weniger einfach, als es klingt.
Eine Auswahl der bekanntesten Problemfelder
Die Aussagekraft des BAB stößt regelmäßig hier an seine Grenzen:
Fertigungsbereich
Im Fertigungsbereich sind die Fertigungslöhne eine verbreitete, traditionelle Zuschlagsgrundlage. Allerdings sinkt schon seit Langem der Lohnanteil an den Gesamtkosten. Die Zuschlagsgrundlage gerät deshalb in die Kritik. Bei Zuschlagssätzen jenseits von 200 bis 250 Prozent sollte die Verrechnung überdacht werden (1).
Menschliche Fehler
Ob Kostenarten, Kostenstellen oder Kostenträger: Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler – und die führen zu falschen Einschätzungen und Entscheidungen. Zum Beispiel so:
Kostenarten
Bei der fehlerhaften Zuordnung von Kosten zu einer Kostenart entsteht ein falscher Eindruck darüber, welche Kosten steigen oder fallen. Mögliche Kostensenkungsmaßnahmen setzen am falschen Ende an.
Kostenstellen
Die Zuordnung von Kosten zu einer zur Kostenstelle soll zeigen, wer die Verantwortung für diese Kosten trägt. Eine falsche Zuordnung führt zu einer Verzerrung: Ein scheinbar Verantwortlicher hat keinen Zugriff auf die Kosten, die ihm fälschlich zugerechnet werden. Der tatsächliche Kostenverursacher hat keine Chance, sein Verhalten anzugleichen. Stimmen die Zahlen nicht, schwindet auf Dauer das Vertrauen in die Zahlen.
Kostenträger
Fehlerhafte Zuordnungen auf der Ebene der Kostenträger führt im schlimmsten Fall zu nachteiligen Entscheidungen im Produktprogramm.
Uneindeutige Materialkosten
Nicht immer lassen sich Materialien eindeutig zu den Einzelkosten (EK) oder Gemeinkosten (GK) zuordnen. In einem Unternehmen der Kunststoffproduktion etwa würden die Erdöl-Rohstoffe einmal in der Produktion erscheinen (EK) und im Testlabor der Abteilung Forschung und Entwicklung (GK).
Ungeliebt, aber notwendig: offene Fehlerkultur
Fehler sowie logische Unschärfen im Rechenwerk einzugestehen, macht keinen Spaß. Die eigene Glaubwürdigkeit und Autorität stehen auf dem Spiel. Dennoch ist es notwendig, über diese Themen zu sprechen. Nur dann hat das Vertrauen in die Zahlen auf Dauer Bestand (2).
Praxis-Tipp
Experten empfehlen, mithilfe des BAB über einen längeren Zeitraum Zuschlagssätze zu ermitteln. Für die Kalkulation lassen sich aus diesen Zuschlagssätzen Durchschnittswerte errechnen, sogenannte Standard- oder Normalverrechnungssätze. Sie sind weitgehend frei von Zufallsschwankungen. Die Standardverrechnungssätze sollten alle sechs bis zwölf Monate überarbeitet und eventuell angepasst werden.
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Quellen
(1) Betriebsabrechnungsbogen: Wie lassen sich die Zuschlagsgrundlagen ermitteln?
https://www.haufe.de/finance/haufe-finance-office-premium/betriebsabrechnungsbogen-3-wie-lassen-sich-die-zuschlagsgrundlagen-ermitteln_idesk_PI20354_HI727672.html
(2) Kostenrechnung: Fehler der Finanzbuchhaltung korrigieren / Die Auswirkungen in der Kostenrechnung
https://www.haufe.de/finance/haufe-finance-office-premium/kostenrechnung-fehler-der-finanzbuchhaltung-korrigieren-2-die-auswirkungen-in-der-kostenrechnung_idesk_PI20354_HI1449157.html
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