Home Wissensblog Controlling Resilienz: Wie Sie schwerwiegende Ereignisse abfedern

Resilienz: Wie Sie schwerwiegende Ereignisse abfedern

Resilienz – das Wort kennen Sie vielleicht aus einem Team- oder Kommunikationstraining. Es steht für die Fähigkeit eines Menschen, sich nach einer Niederlage aufzurichten und aus dem schwierigen Erlebnis etwas zu lernen.

Resilienz wird nicht nur als eine Fähigkeit von Menschen diskutiert, sondern auch von Organisationen. Die Frage ist: Wie gut ist Ihr Unternehmen in der Lage, ein schwerwiegendes Ereignis zu verkraften? Dieses Thema wird umso bedeutsamer, je wandelbarer und unvorhersehbarer die Bedingungen werden, unter denen sich unser Wirtschaftsleben vollzieht.

Tatsächlich hat die Allianz Global Corporate & Speciality SE in einer Studie untersucht, worin die größten Risiken für Unternehmen liegen. Betriebsunterbrechungen und Marktentwicklungen liegen an der Spitze.

Was macht Unternehmen resilient?

Burkhard Pedell, Professor für Controlling an der Universität Stuttgart, nennt drei Stellhebel für die Resilienz von Unternehmen: Redundanz, Flexibilität und Schnelligkeit.

  • Redundanz steht – vereinfacht gesprochen – für einen „Plan B“. Sich auf einen einzigen Lieferanten, sich auf eine einzelne unternehmenskritische Maschine oder auf Just-in-Time-Lagerhaltung zu verlassen, ist riskant. Die Redundanz steht in der Regel der Effizienz entgegen. Deshalb ist sie in den Unternehmen schwer durchzusetzen.
  • Die Flexibilität legt den Fokus darauf, wie schnell sich Kapazitäten hoch- und wieder herunterfahren lassen: Ist der Umfang der Ressourcen festgelegt oder variabel? Flexibilität zeigt sich außerdem darin, Ressourcen in verschiedenen Zusammenhängen zu verwenden.
  • Die Schnelligkeit schließlich bezieht sich auf die Frage, wie schnell Ereignisse erkannt und richtig eingeordnet werden können. Schnelligkeit verschafft den Unternehmen die nötige Zeit, um zu reagieren.

Resilienz: eine Frage der Unternehmenskultur

Resilienz ist nichts, was sich einfach so einführen lässt. Sie muss gewollt, von allen Seiten verstanden und getragen sein. Als Mitarbeiter des Controllings haben Sie die Möglichkeit, auf die Notwendigkeit und ein Bewusstsein für Resilienz hinzuwirken. Hier zwei Beispiele:

Resilienz in der Entscheidungsvorbereitung

Die Risiken im Blick zu behalten, ist gute Tradition im Controlling. Oft jedoch finden Controller wenig Gehör, besonders, wenn in der Vergangenheit immer alles gut gegangen ist.

Eine alternative, auf Wachstum gerichtete Argumentationslinie liegt darin, den strategischen Vorteil der Resilienz zu betonen. Resilienz bedeutet ja nicht nur Risikoabwehr, sondern auch höhere Flexibilität und Geschwindigkeit und damit die Fähigkeit, sich dynamisch im Wettbewerb anzupassen. Ein starres Unternehmen ist weniger gut darin, Chancen ad hoc zu ergreifen als ein flexibles.

Ein Beispiel dazu: Bis vor wenigen Jahren wurden in der Bekleidungsindustrie zwei Kollektionen pro Jahr produziert: eine im Sommer und eine im Winter. Unternehmen wie H&M haben diese scheinbar unumstößliche Gepflogenheit gründlich auf den Kopf gestellt. Ihre Prozesse von der Planung über die Produktion bis zur Auslieferung haben sie auf wenige Wochen verkürzt. Auf die Art sind sie in der Lage, kurzfristig auf Konsumentenwünsche zu reagieren.

Spannendes zeigt sich außerdem in spezialisierten Diskussionsgruppen im Netz: Wir haben eine Gruppe von Audio-Interessierten vor Augen, die alternative Lösungen für Lautsprecher diskutiert und entwirft. Interessant daran ist, dass die jeweilige technische Umsetzung kurz darauf bei eBay erworben werden kann – preiswert produziert in Asien, ausgeliefert und verkauft in Deutschland.

Auch wenn die Reaktionszyklen in Ihrer Industrie bis zum jetzigen Zeitpunkt weniger schnell sind, sind doch die Muster, die sich in der Gegenwart entwickeln, bemerkenswert. Schnelle Reaktionszeiten sind definitiv ein Wettbewerbsvorteil.

Übergenauigkeit entgegen wirken, wo sie Risiken verstärkt

Controller könnten sich in einer neuen Rolle wieder finden, nämlich eine Fünf gerade sein zu lassen, wenn die Perfektion zu teuer wird: An welcher Stelle wird Genauigkeit unrentabel? Wann ist es besser, zu vereinfachen, um schneller aktiv werden zu können? Auf diese Fragen brauchen Entscheider in den Fachabteilungen fundierte Antworten.

Eventuell experimentieren auch Sie in Ihrem Unternehmen mit agilen Arbeitsmethoden. Eine Idee der agilen Arbeitsweise ist, Experimente mit überschaubarem Risiko an den Start zu bringen. Es gilt, Fehler schnell aufzudecken, um die möglichen Schäden gering zu halten. Auch hier brauchen Ihre Kollegen im Unternehmen belastbare Zahlen, um zu entscheiden, ob sie ein Experiment abbrechen oder fortführen.

Bewusstsein, Tun & Technik

Ein Unternehmen in Richtung Resilienz zu entwickeln, ist eine vielschichtige Aufgabe. Sie verlangt nach Bewusstsein, Kultur, Konsequenz und Wollen. Daneben spielt auch die Technik eine Rolle: Schnelle und zuverlässige Auswertungen – möglichst in unterschiedlichen Szenarien – sind auf Basis von Excelsheets dies auf Dauer schwer vorstellbar.

Unsere App zur Kosten­rech­nung 365 unterstützen Sie: Besuchen Sie einen unserer Webinar und erfahren, welche Lösungen unsere App für ein zeitgemäßes Controlling bereit hält.

Quellen

Quelle: Burkhard Pedell, Resilienz und Controlling, in: Die Zukunft des Controllers, Controlling Sonderausgabe, September 2017, Seiten 64-69

Diese Inhalte könnten Sie auch interessieren